FDM-Materialleitfaden – Tipps für den 3D-Druck mit Stratasys Polycarbonat-PC-Filament

Wenn Sie jemals ein Filament benötigt haben, das Festigkeit, Hitzebeständigkeit und Transparenz in sich vereint, sollte Polycarbonat PC ganz oben auf Ihrer Liste stehen. Oft zugunsten bekannterer Industriematerialien wie Ultem™ 9085 oder Nylon 12 CF übersehen, bietet PC tatsächlich eine einzigartige Kombination von Eigenschaften, die es ideal für anspruchsvolle Anwendungen macht. Es ist transparent, stark und hält hohen Temperaturen stand. Aber seien wir ehrlich – beim Drucken kann es auch etwas anspruchsvoll sein.

In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über den Druck mit Polycarbonat PC wissen müssen: welche Hardware erforderlich ist, wie Sie Ihre Druckeinstellungen optimieren, praxiserprobte Tipps sowie einen Vergleich mit anderen FDM-Materialien wie ASA, TPU 95A und PEKK. Egal, ob Sie funktionale Teile für den Automobilbereich oder transluzente Prototypen drucken, die gut aussehen und lange halten sollen – dieser Leitfaden ist für Sie.

Hardware-Anforderungen

Polycarbonat PC ist nichts für schwache Nerven – oder für leistungsschwache Drucker. Folgende Ausstattung ist erforderlich:

• Geschlossener Bauraum: Unverzichtbar. Polycarbonat verzieht sich stark, wenn es Umgebungsluft ausgesetzt ist. Sie benötigen einen Bauraum, der konstant warm bleibt.
• Hochtemperatur-Hotend: Zieltemperatur 280–310°C, abhängig vom Hersteller. Stratasys-Fortus-Systeme wie der 450mc und 900mc sind dafür ausgelegt.
• Beheizte Druckplatte: Mindestens 110°C. Niedrigere Temperaturen führen zu Haftungsproblemen und hochgebogenen Ecken.
• PEI- oder Garolite-Druckoberfläche: Verzichten Sie auf Klebestifte – setzen Sie auf professionelle Oberflächen, die PC sicheren Halt geben.

Alles vorhanden? Perfekt – dann weiter zu den Details.

Bewährte Verfahren

Für den Druck mit Polycarbonat PC muss man kein Genie sein – aber Disziplin ist gefragt. Hier einige goldene Regeln:

1. Trocken halten: Polycarbonat nimmt extrem schnell Feuchtigkeit auf. Vor dem Druck immer 4–6 Stunden bei 80°C trocknen.
2. Langsamer drucken: 30–50 mm/s sind ideal. Zu schnelles Drucken führt zu schwacher Schichthaftung.
3. Lüfter ausschalten: Kühlung kann zu Rissbildung zwischen den Schichten führen. Verwenden Sie möglichst wenig oder gar keinen Lüfter – der geschlossene Bauraum übernimmt die Kühlung.
4. Vorsicht bei hohen Bauteilen: Je höher der Druck, desto größer die Gefahr von Verzug. Kompakte Geometrien bevorzugen – es sei denn, Sie verfügen über eine sehr gute Temperaturkontrolle im Bauraum.

Tipps

So werden aus „guten Drucken“ perfekte Ergebnisse:

• Brim oder Raft verwenden: Diese sorgen für eine stabile Basis und reduzieren das Hochbiegen der Kanten.
• Nachbearbeitung einfach möglich: PC lässt sich gut schleifen und nahezu klar polieren – eine Seltenheit bei industriellen Kunststoffen.
• PC Support in Betracht ziehen: Komplexe Geometrien profitieren von löslichen Stützstrukturen. Kombinieren Sie Ihr Modelll mit PC Support für eine einfachere Nachbearbeitung.
• Schichthöhe optimieren: Verwenden Sie 0,2 mm oder weniger für bessere Haftung zwischen den Schichten und höhere Festigkeit.

Verwandte Materialien

Polycarbonat PC ist nicht allein auf der Bühne der industriellen FDM-Materialien. Je nach Bedarf sind auch folgende Materialien interessant:

• PC-ABS: Bessere Schlagfestigkeit und etwas einfacher zu drucken.
• ABS / ABS-ESD: Zuverlässig und einfach zu verarbeiten, aber weniger hitzebeständig.
• ASA: UV-beständig und ideal für den Außeneinsatz.
• TPU 95A: Flexibel und robust – jedoch völlig anders als PC.
• Ultem™ 1010 & Ultem™ 9085: Anspruchsvoller zu drucken, aber unschlagbar in Luft- und Schienenfahrzeuganwendungen.
• PEKK: Spitzenmaterial, benötigt jedoch spezielle Ausrüstung und ist kostenintensiv.

Fazit

Polycarbonat PC ist eines der vielseitigsten industriellen Filamente für den 3D-Druck. Es vereint optische Qualität und mechanische Festigkeit wie kaum ein anderes Material. Wenn Sie ein transparentes, starkes und hitzebeständiges Teil benötigen, ist PC die richtige Wahl. Zwar ist es nicht das einfachste Druckmaterial, aber mit der richtigen Ausrüstung und etwas Erfahrung wird es zu einem zuverlässigen Arbeitspferd.

Ob Scheinwerfergehäuse, tragende Halterungen oder elektrische Gehäuse – Polycarbonat PC liefert. Dank seiner Kompatibilität mit Stratasys Fortus-Systemen und PC Support lässt es sich perfekt in professionelle Fertigungsprozesse integrieren.

Wenn Präzision, Leistung und ein hochwertiges Finish für Ihr Projekt entscheidend sind, sollten Sie Polycarbonat PC nicht unterschätzen.

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